Frauen in der Arbeitswelt der DDR
Einführendes zum Thema
In der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) spielten Frauen eine bedeutende Rolle in der Arbeitswelt. Im Sinne der sozialistischen Ideologie wurde Gleichstellung gefordert. Durch landesweite Kampagnen sollte sichergestellt werden, dass Frauen das gleiche Bildungsniveau wie Männer erreichten und somit zu einem wichtigen Teil des Arbeitsmarktes werden konnten. Um dies in Gänze gewährleisten zu können, musste auch die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit erleichtert werden. Deshalb wurde versucht eine flächendeckende Kinderbetreuung einzurichten.
Steckbriefe Wohlleben und Pfefferkorn
Kurzbiografie Isabell Pfefferkorn
Isabell Pfefferkorn wurde interviewt, weil sie seit 1985 in dem gleichen Betrieb arbeitet und hier die Veränderungen durch die politische Wende in der DDR erlebt hat. Wie die meisten Frauen in der DDR war sie Mutter und gleichzeitig Vollzeit berufstätig.
- Isabell Pfefferkorn wurde 15.04.1960 in Gera geboren.
- Nach der 10. Klasse machte sie ihre Ausbildung in der Kammgarnspinnerei in Gera und arbeitete im Anschluss dort im Schichtsystem.
- Nach der Geburt ihres Sohnes war sie als Erzieherin tätig und lebte als Alleinerziehende mit ihrem Sohn im Neubaugebiet Gera-Lusan.
- 1985 wechselte sie zu VEB Elektronik Gera und arbeitet noch heute in der Nachfolgefirma Electronicon GmbH.
- Sie wohnt noch heute in Gera-Lusan.
Kurzbiografie Doris Wohlleben
Doris Wohlleben wurde interviewt, weil sie ein für Frauen in der DDR typisches Leben führte: es war für sie selbstverständlich, Vollzeit zu arbeiten, auch nachdem sie ihre beiden Kinder bekommen hatte. Ihre Kinder verbrachten den Tag über in der Krippe, dem Kindergarten oder der Schule. Als ihr Mann zur Armee ging, war sie als berufstätige Mutter mit dem ersten Kind allein.
- Doris Wohlleben wurde am 30.09.1960 in Gera geboren und wuchs in dem nahegelegenen Dorf Rüdersdorf auf.
- Nach der 10. Klasse absolvierte sie eine Ausbildung in der Kammgarnspinnerei und arbeitete im Anschluss im gleichen Betrieb im Schichtsystem.
- Nach der Geburt ihres ersten Sohnes wechselte sie die Arbeit und begann im VEB Elektronik Gera.
- Nach der Geburt ihrer Tochter zog die Familie von Gera-Lusan nach Gera-Bieblach.
- Sie arbeitet heute in der Nachfolgefirma Electronicon GmbH.
Gesamtes Interview:
Steckbrief Schultheiß
Kurzbiografie Irina Schultheiß
Irina Schultheiß wurde am 05.12.1963 in einem Dorf nahe der thüringischen Stadt Gera geboren. Sie schloss die Schule nach der 10. Klasse ab und absolvierte eine Ausbildung als Finanzkauffrau. Danach begann sie in einem großen Betrieb, der Wismut, zu arbeiten. In der DDR hatten große Betriebe eigene Wohnungen, die sie an ihre Mitarbeiter:innen vergaben. Irina Schultheiß hoffte, somit an eine Neubauwohnung zu gelangen. Aber dies klappte nicht. Weil ihr ihre Arbeit bei der Wismut zudem nicht gefiel, wechselte sie 1985 den Betrieb. Im VEB Gebäudewirtschaft war sie nun Ansprechpartnerin für die Sorgen von Mieter*innen aus 1700 Alt- und Neubauwohnungen in Gera.
Nach der Geburt ihres Sohnes blieb Irina Schultheiß ein Jahr mit ihrem Kind zuhause. Damit sie danach wieder arbeiten gehen konnte, setzte sich ihr Vorgesetzter für einen Kinderbetreuungsplatz ein. Ihr Sohn konnte dann in die Kinderkrippe gehen. Obwohl Neubauten sehr begehrt und komfortabel waren, lebte sie mit ihrer Familie lieber in ihrer lichtdurchfluteten Altbauwohnung mit Kachelofen.
Frau Schultheiß wurde als Leiterin der Geschichtswerkstatt interviewt und weil sie durch ihre vorangegangene Arbeit viel über Neubauwohnungen in Gera-Lusan weiß.
- Irina Schultheiß wurde am 05.12.1963 in einem Dorf nahe der thüringischen Stadt Gera geboren.
- Sie absolvierte nach der 10. Klasse die Ausbildung zur Finanzkauffrau und arbeitete im Anschluss zunächst in der Wismut AG, später in der VEB Gebäudewirtschaft.
- Hier betreute sie Mieter*innen aus 1700 Neubau- und Altbauwohnungen.
- Sie selbst lebte und lebt gern in einem Altbau.
- Seit 2018 leitet sie die Geschichtswerkstatt im Neubaugebiet Gera-Lusan.
Diskussionsfragen
1. Welche Erwartungen hattest du bezüglich des Lebens und der Arbeit von Frauen in der ehemaligen DDR, bevor du dich mit dem Thema auseinandergesetzt hast? Inwiefern haben sich deine Vorstellungen geändert?
2. Welche Rolle spielte die sozialistische Ideologie in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter in der DDR?
3. Wie hat sich die Wiedervereinigung Deutschlands auf die beruflichen Perspektiven und die Lebensrealität der Einwohner*innen in den neuen Bundesländern ausgewirkt?